Die Krise kann den Zusammenhalt stärken oder alte Konflikte an die Oberfläche bringen. Dann bietet Wirtschaftsmediation Unterstützung für Unternehmen und Führungskräfte.
2013 haben die Berufsverbände für Mediation des deutschsprachigen Raums den 18. Juni als Tag der Mediation ausgerufen, um dieses Verfahren der Konfliktbearbeitung bekannter zu machen. Grund genug, dieses Thema auch aufzugreifen auch hierzulande zu verbreiten. Denn Mediation kann gerade Familienunternehmen und KMUs dabei unterstützen, schnelle und nachhaltige Lösungen für Konflikte in und zwischen Unternehmen zu finden und umzusetzen.
Von den verschiedenen Formen der Mediation (von der sachorientierten Mediation mit bzw. zwischen Anwälten bis hin zur Familienmediation) ist in diesem Kontext besonders die bedürfnisorientierte Wirtschaftsmediation zu nennen. Dies besonders dann, wenn der Kontext eine weitere gute Zusammenarbeit sinnvoll erscheinen lässt, wie es z.B. meistens bei langjährigen Geschäftspartnern, Kunden und Lieferanten der Fall ist. Denn länger währende Konflikte lassen sich selten nachhaltig auf der Sachebene lösen, da es der Konfliktdynamik ist, dass Menschen auf einer persönlichen Ebene be- und getroffen werden. Dies löst in der Regel Emotionen aus, die das Denken und Verhalten der Beteiligten (möglicherweise unbewusst) verändern und die (Arbeits-) Beziehungen belasten.
„Mediation ist ein vertrauliches und strukturiertes Verfahren, bei dem Parteien mit Hilfe eines oder mehrerer Mediatoren freiwillig und eigenverantwortlich eine einvernehmliche Beilegung ihres Konflikts anstreben.“
Was also nützt es, Konflikte auf der Sachebene zu lösen, wenn die Betroffenen nicht mehr miteinander reden können oder wollen und damit die kleinste Abweichung von den getroffenen Vereinbarungen wieder neue Konflikte schafft? Hier ist ein Mediationsverfahren hilfreich, wo sich die Beteiligten (zumindest anfangs) ohne Anwälte, aber mit einer erfahrenen allparteilichen Drittpersonen an einen Tisch setzen und „in vertraulichen Verhandlungen selbst entscheiden, was sie klären und wie sie in Zukunft miteinander umgehen wollen“ (Schweizer Dachverband Mediation)[1]. Die gezielte Berücksichtigung von unterschiedlichen Sichtweisen, Emotionen, Zielen und Bedürfnissen im Mediationsprozess erhöht nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass die Betroffenen wieder ins Gespräch kommen und über den Prozess wieder langsam das Vertrauen fassen, das für eine weitere gute Zusammenarbeit in jedem Falle erforderlich ist.
Auch in Teamentwicklungen kommen oft Methoden aus Konfliktmanagement und Mediation zur Anwendung, nämlich dann, wenn Klarheit in den Rollen und Abläufen, ein gutes Betriebsklima und eine offene Kommunikationskultur gewünscht werden. Dann helfen moderierende Verfahren externer Konfliktberater*innen, belastende Faktoren in Ruhe anzusprechen, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen und über diesen Dialog sowohl Sach- wie auch Beziehungsprozesse zu verbessern, und so die Team- bzw. Unternehmensziele leichter zu erreichen. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn in Familienbetrieben durch die Unterbrechung der Lieferketten alte Konflikte zwischen den Eigentümer*innen über die erfolgte Auslagerung von Produktionseinheiten aufbrechen oder die Einhaltung der Abstandsregelungen Widerstände in Teams hervorrufen. In diesen und anderen Fällen helfen Interventionen aus dem Konfliktmanagement, tragfähige Lösungen zum Wohle von Betrieb und Belegschaft zu finden und nachhaltig umzusetzen.
Authorin: Ruth Gschleier
Ruth Gschleier ist Wirtschaftsmediatorin, Coach und Supervisorin. Als Gesellschafterin des vival.institute unterstützt sie Führungskräfte und Unternehmen in Hinblick auf lebens.werte Arbeit.